Don Carlos im Spielzeugland

Diese Aufführung von Verdis „Don Carlos“ bleibt als musikalisches Erlebnis in durchaus guter Erinnerung. Ein nachvollziehbares Regiekonzept ist aber kaum zu erkennen. Im Interview im Programmheft erwähnt Regisseur Vincent Huguet so ziemlich alles, was inhaltlich mit der Oper „Don Carlos“ in Verbindung gebracht werden kann: die albtraumhafte Familientragödie, die sich mit dem brutalen feudalistischen Weltsystem, dem politischen Freiheitsdrama und der Kritik an der Religion als … Don Carlos im Spielzeugland weiterlesen

Eine mitreissende „Penthesilea“ auf der Kleinen Bühne

Regisseurin Eva Trobisch und ein herausragendes Schauspieler- und Schauspielerinnen-Quartett begeistern auf der Kleinen Bühne des Theater Basel mit einer „Penthesilea“, die ganz nahe an Kleists Vorlage so viel über das Leid der Menschen in diktatorischen Zwängen zu offenbaren vermag. Es kommt, wie es kommen muss in der und vor allem dieser Tragödie. Alles wendet sich hoffnungslos zum Schlechten zu. Auf allen Vieren schleicht die Amazonenkönigin … Eine mitreissende „Penthesilea“ auf der Kleinen Bühne weiterlesen

Verqueert und zugedröhnt

Die Regisseurin Pinar Karabulut wird vom Theater Basel als Spezialistin für „moderne, antipatriachale Aneignungen klassischer Stoffe“ vorgestellt. An Dostojewskis „Der Spieler“ ist sie mit diesem Programm grandios gescheitert. Nach der Aufführung bleiben Fragen. Das kann sehr bereichernd sein, wenn Sitiationen, Begebenheiten und Umstände auf hintersinnige und/oder nachhaltig-gescheite Art hinterfragt werden. Aber es kann auch bemühend sein, wenn man die Intention dahinter einfach nicht so richtig … Verqueert und zugedröhnt weiterlesen

Die Schmerzen von einst zart umhüllt

Das Theater Basel lädt auf der Grossen Bühne zur intimen, szenisch umrahmten Schubertschen „Winterreise“. Ein herausragendes Star-Tio rund um Anne Sofie von Otter durchsetzt die grosse schwermütige Wanderschaft mit lichten Momenten. Wer in die diesen schweren Zeiten der Pandemie, im Home Office abgeschottet und ausgeschlossen von den grossen Festivitäten unter Freunden und Freundinnen, die Fähigkeit zu spontanen Trauerausbrüchen verloren hat, dem kann Schuberts „Winterreise“ vielleicht … Die Schmerzen von einst zart umhüllt weiterlesen

Ulysses Irrweg führt indirekt ins theatrale Nirvana

Der New Yorker Theatermann John Collins versucht am Theater Basel das Unmögliche, James Joyce Urmonstrum der literarischen Moderne mit dem Titel „Ulysses“ zu dramatitisieren und gelangt mit einem hervorragenden Ensemble zum Resultat, dass dies eben unmöglich ist. Es lohnt sich, die 120 Minuten durchzuhalten, sich durchzukämpfen, um den Schluss nicht zu verpassen. Dann, wenn Carina Braunschmidt als Molly Bloom im Kapitel 18 in einem berührenden … Ulysses Irrweg führt indirekt ins theatrale Nirvana weiterlesen

Ulisse senza Ulisse: Oper auf Irrwegen

Regisseur Krystian Lada streicht in der Barockoper „Il ritorno d’Ulisse in patria“ die Titelfigur und ersetzt sie durch eine Gruppe von Basler Männern mit Migrationshintergrund. Das funktioniert inhaltlich nicht, was aber dem musikalischen Erlebnis wenig anhaben kann. Eigentlich hätten sich die Bühnentechniker auch einen Teil des heftigen Schlussapplauses abholen können. Denn sie haben in den über zwei Stunden doch einiges zu schleppen, für längere Zeiten … Ulisse senza Ulisse: Oper auf Irrwegen weiterlesen

Die Familie ist wie ein kollabierender Stern

Das Theater Basel dreht die schaurige Krabat-Sage durch die „Mühle von Saint Pain“. Dieser Theaterabend berührt, amüsiert, verwirrt, langweilt auch mal (aber nur ein kleines bisschen), fasziziniert und lässt einen ein bisschen ratlos zurück. Vor allem aber ermöglich er eine Begegnung mit einer Schauspielerin (Gala Othero Winter), die sich schneidig und mit dem ganzen Spektrum der Gefühle mitten in die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer … Die Familie ist wie ein kollabierender Stern weiterlesen

Besuch der alten Dramenfiguren

Kann man Dürrenmatts „Die Physiker“ heute noch aufführen? Nicht wirklich, findet das Basler Schauspielensemble – und tut es doch: als witzig hintertriebenes und doch ernsthaftes Museums-Stück. Man könnte die Basler „Physiker“ als lebendes Pamphlet gegen das vielgescholtene Regietheater zu beschreiben versuchen – schliesslich hat doch der grosse Autor und Theatermann Friedrich Dürrenmatt höchstselbst im Programmheft zu seiner eigenen Inszenierung seiner „Physiker“ elf Jahre nach der … Besuch der alten Dramenfiguren weiterlesen

Neues Theater auf wundersamen Abwegen

Wenn Blutegel den Ablauf diktieren und sich ein Pas de deux aus Knall und Rauch entwickelt, dann befindet man sich abseits des realen Lebens. Oder an den Basler Treibstoff-Theatertagen, die im Theater Roxy in Birsfelden mit zwei wundersam originellen Projekten ihren Auftakt genommen haben. „Immer bei unserem Lieblingsteil …“, beklagt sich Denis Wagner, Kopf, Performer und Primus inter Regie-Pares der Theatertruppe Wagner-Bauer-Young. Ja, wir hätten … Neues Theater auf wundersamen Abwegen weiterlesen