Vom Dokumentartheater erfasst

Der Basler Autor und Theatermann Boris Nikitin klettert in seinem neuen Soloprojekt „Magda Toffler – Versuch über das Schweigen“ auf seinen Stammbaum und landet überrascht mitten in einer Holocaust-Tragödie. Eigentlich ist die Geschichte, die Boris Nikitin da erzählt, zu verrückt, um wahr zu sein. Falsch! Die Geschichte ist so verrückt, dass sie wahr sein muss. Boris Nikitin tritt auf die leere weite Bühnenfläche der Reithalle, … Vom Dokumentartheater erfasst weiterlesen

Von wegen unsichtbar

Zino Weys Performance-Projekt «screening invisibilities» in der Reithalle der Kaserne Basel schrammt hart an der Grenze zum plakativen Agitationstheater entlang, wird unter dem Strich aber durch den hinreissenden Auftritt des Darsteller:innen-Quartetts zum aussergewöhnliches Bühnenkunstwerk. Es beginnt auf der mit Ausnahme von drei gewellten Paravents leeren Bühnenfläche mit ganz zurückhaltenden und leisen Gesten. Fein und langsam streichen die Hände der vier Performer:innen ihren Armen empor, gelangen … Von wegen unsichtbar weiterlesen

Seelen-Wrestling zwischen zwei Kulturen

Nach seinem Dokumentar-Theaterstück „Palmasola“ über die gleichnamige Gefängnisstadt in Bolivien lässt Christoph Frick nun zwei der Protagonisten von damals zu einem Kampf der Kulturen in den Theaterring steigen. Die weitläufige Bühne der Reithalle der Kaserne Basel ist leer bis auf zwei Reihen von Scheinwerfern an den Rändern und einer grossen, verdreckten und geflickten Leinwand. Über diese flimmert eine Autofahrt durch eine südliche Steppenlandschaft – es … Seelen-Wrestling zwischen zwei Kulturen weiterlesen

In der Empfindungsmaschine verrannt

Das Theater Basel versucht, den Debütroman „Die Aufdrängung“ zu dramatisieren und verrennt sich dabei in den mäandrierenden Gedankenwegen der Erzählerin. Man kann sicher nicht sagen, dass sich das Theater Basel, namentlich die Regisseurin Marie Bues und die Bühnenbildnerin Pia Maria Mackert, keine Mühe gegeben hat. Das Bühnenbild würde als Kunstinstallation an der Art Unlimited für Aufsehen sorgen: Es ist ein blassgrau-in-grau gehaltener hoher und abgeschlossener … In der Empfindungsmaschine verrannt weiterlesen

Eine „Aufdrängung“ wider Erwarten

Die junge Basler Autorin und Künstlerin Ariane Koch ist superaktiv und hinterlässt vielerorts bemerkenswerte Spuren. Wie mit ihrem 2021 erschienen und bereits vielfach preisgekrönten Roman „Die Aufdrängung“. Dieser wird nun am Freitag, 27. Januar in einer dramatisierten Fassung am Theater Basel, wo sie eigentlich auch als Hausautorin tätig ist (und für das sie auftragsgemäss auch ein Stück schreibt), uraufgeführt wird. Ach ja: Auch am zweiten … Eine „Aufdrängung“ wider Erwarten weiterlesen

Eine wundersam-wundervolle Ode an die Fantasie

Regisseur Antù Romero Nunes und das Basler Schauspielensemble bereiten mit einem vielschichtig verspielten „Sommernachtstraum“ viel Spass. Der Basler „Sommernachtstraum“ ist eine Ode an die Fantasie und eine Liebeserklärung ans Laientheater. Profis spielen Laien, die dem Zauber des Theaters respektive den Ausschweifungen des Kobolds Puck unterliegen. Die Premiere im Basler Schauspielhaus wurde vom Publikum zurecht frenetisch bejubelt. Mehr dazu in der Besprechung für die „bz Basel“. Mit … Eine wundersam-wundervolle Ode an die Fantasie weiterlesen

Wo sich die Schönen und die Biester „Ciao Ciao“ sagen

„Ciao Ciao“ des Theaterzauberers Martin Zimmermann im Basler Schauspielhaus ist eine hinreissende Groteske voller Absonderlichkeiten, die schöner kaum sein könnte. Mit dem Begriff „schräg“ wird man dem Geschehen auf der Bühne des Basler Schauspielhauses nicht gerecht. Dieser Abend ist abgefahren, grotesk, schrill, fällt aus dem Rahmen, ist alles andere als geradlinig. Es ist ein Teil des wunderbaren Zirkus-Tanz-Theater-Kosmos von Martin Zimmermann, der für diesen 2021 … Wo sich die Schönen und die Biester „Ciao Ciao“ sagen weiterlesen

Traumspielereien in der Gutelaune-Psychoanalyse

Das Theater Basel setzt mit dem Musical „Lady in the Dark“ von Kurt Weill auf das Erfolgsteam, das vor vier Jahren mit „Der Käfig voller Narren“ einen grandiosen Erfolg eingefahren hatte – und kann die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Man muss beinahe zwei Stunden warten, bis sich der Abend aus der ästhetisch aufgemotzten, aber inhaltlich dahinplätschernden Seichtheit befreien kann: dann wenn Stefan Kurt als Verlagsleiter … Traumspielereien in der Gutelaune-Psychoanalyse weiterlesen

Eine musikalische Anklage, die unter die Haut geht

Die Group 50:50, ein Kollektiv von darstellenden Künstlerinnen und Künstlern aus dem Kongo, der Schweiz und Deutschland, beschwört tänzerisch und musikalisch die Wiedergutmachung von Untaten aus der Kolonialzeit, die auch auf das Konto der damals sekundierenden Schweiz geht. Es ist eine fulminante, charmante, ja zuweilen fast heitere Anklage, die aber tief unter die Haut geht. Sie singen wieder und wieder: „Wir warnen euch: Die Tage … Eine musikalische Anklage, die unter die Haut geht weiterlesen

Christoph Marthaler dekonstruiert am Theater Basel den „Freischütz“

Von der schunkelnden Jäger-Romantik bis zum höllischen Jammertal: Regiestar Christoph Marthaler dekonstruierte am Theater Basel Carl Maria von Webers urromantisches Opernmärchen „Der Freischütz“. Der Text wurde für die Nachrichtenagentur Keystone-SDA verfasst und kann unter anderem hier nachgelesen werden. Christoph Marthaler dekonstruiert am Theater Basel den „Freischütz“ weiterlesen