Das Theater Basel setzt mit dem Musical „Lady in the Dark“ von Kurt Weill auf das Erfolgsteam, das vor vier Jahren mit „Der Käfig voller Narren“ einen grandiosen Erfolg eingefahren hatte – und kann die hohen Erwartungen nicht erfüllen.

Man muss beinahe zwei Stunden warten, bis sich der Abend aus der ästhetisch aufgemotzten, aber inhaltlich dahinplätschernden Seichtheit befreien kann: dann wenn Stefan Kurt als Verlagsleiter des Modemagazins „Allure“ mit dem rasend komischen Stakkato-Gesang mit russischen Komponistennamen endlich seine grosse Nummer bekommt. Und dann wenn Delia Mayer als Chefredaktorin des genannten Magazins mit dem herausragenden Hit „My Ship“ zum Höhepunkt des Musicals anstimmt.
Das liegt mehr an der Vorlage als am Ensemble, das mit sichtlichem Spass zur Sache geht – erwähnenswert hier der schräg aufgepeppte Theaterchor und die acht Tänzerinnen und Tänzer. Das liegt letztlich auch nicht an der künstlerischen Leitung der Produktion mit Regisseur Martin G. Berger, Bühnenbildnerin Sarah Katharina Karl und der Kostümverantwortlichen Esther Bialas, die alles aus der multimedialen Theatermaschine herausholen. Und es liegt nicht am Sinfonieorchester Basel unter der Leitung von Thomas Wise, dem die Freude anzuhören ist, hier ein- und ein andermal auch als Big Band aufspielen zu können.
Dass der Abend vor allem im ersten Teil doch gar nahe an der Grenze zur Langeweile dahinplätschert, liegt an seiner inhaltlichen Unentschlossenheit, der nicht nur die Hauptfigur unterliegt, sondern auch die Dramaturgie. Das Musical „Lady in the Dark“ weiss nicht, ob es die Freud’sche Tragödie einer psychisch angeschlagenen Karrierefrau erzählen möchte oder eine ironisch-komische Betrachtung des Psychoanalyse-Wahns, der zur Entstehungszeit des Werks, 1941, die wohlhabende und nicht im Krieg eingebundene US-Gesellschaft erfasst hatte.
So hangelt sich der Plot durch Psychoanalyse-Sitzungen und mehr oder weniger verrückten Traumsequenzen bis zur Liebes-Lebenskrise der Protagonistin hin. Aktuell eingebaute (oder nicht gestrichene) Bezüge zu den aktuellen Missbrauchsvorwürfen in der Ballettschule Theater Basel wirken da etwas deplatziert.
Wirklich schade aber ist, dass der eigentliche Star des Abends, Stefan Kurt, eine Rolle zu verkörpern hat, die im ersten Teil kaum etwas hergibt. Im zweiten Teil zeigt sich dann, was für eine Chance hier verpasst wurde.
Das Premierenpublikum zeigte sich nach fast drei Stunden dennoch gut gelaunt. Und es bedachte die Protagonistinnen und Protagonisten – erwähnenswert neben Mayer und Kurt sind da noch Gabriel Schneider und Martin Hug – mit viel Applaus.