Ein kunterbunt-witziger Vorfasnachtsabend

Das Glaibasler Charivari hat am Samstag das Premierenpublikum begeistert – mit ansprechenden und überraschenden Musiknummern, pointensicheren Raamestiggli und zwei formidablen Schnitzelbängg.

Das Glaibasler Charivari ist sich 2023 treu geblieben und präsentiert sich als eine höchst unterhaltsame und bunte Revue. Wenn man zwischen den Sparten Fasnachtsmusik, Raamestiggli und Schnitzelbängg unterscheiden möchte, dann fällt nichts ab. Die Schnitzelbägg indes sorgen für die Höhepunkte des Abends, wenn man die Fasnacht oder Vorfasnacht auch als satirischer Spiegel der Politik verstehen möchte.

Gross trumpfen sowohl d Gryysel als auch d Gwäägi zum Beispiel mit Langversen zur Fussball-WM in Katar auf – wobei letztere es schafften, auch noch eine Brücke zum Eidgenössichen Schwing- und Älplerfest zu schlagen. Höchst amüsant auch das spitze Riehen-Bashing der Gwäägi.

Solche politische Spitzen vermisst man bei den Raamestiggli. Wenn es um Politik geht, wie Beispiel bei einer Nummer über eine Selbsthilfegruppe mit von kleinen Problemen ganz gross geplagten Baslerinnen und Baslern, dann bleiben die Pointen wenig zielgerichtet und allgemein. Das soll aber gerade für dieses Raamestiggli nicht heissen, dass es nicht witzig und spritzig daherkommt – im Gegenteil. Die Pointen sitzen, das Ensemble spielt so lustvoll auf, dass es eine wahre Freude ist. Und so richtig rangenommen wird schliesslich doch noch jemand, namentlich das Fasnachts-Comité und dessen Obfrau Pia Inderbitzin.

Vom Piano-Trio zur Rock-Combo

Das Trio Piccolo Piano.

Nun zur Musik: Das Charivari hat stets Pionierarbeit geleistet, was das Ausloten neuer Klangwelten am Rande der klassischen Fasnachtsmusik betrifft. Dazu gehört das Trio Piccolo Piano, das als nostalgische Reminiszenz an die Anfangstage des Charivari wiederbelebt wurde. Kaum vorzustellen, dass diese musikalisch stimmige Kombination einst bei Fasnachts-Traditionalisten für grosse Empörung sorgte. Am Samstag gabs frenetischen Applaus.

Ebenso für die Auftritte der Spitzenpfeifgerinnen und -pfeifern der Schäärede zusammen mit einer von Streichern begleiteten Rockband. Das „West Side Story“-Medley war wunderbar, der ABBA-Auftritt zusammen mit dem singgewaltigen Raamestiggli-Ensemble beeindruckend.

Höhepunkt der musikalischen Ausflüge war aber der Auftritt der Trommelcombo mit Namen Cirque de Genoux. Wer hier an den Zirkus Knie denkt, liegt falsch, die grandiosen Trommler nehmen den Namen viel wörtlicher, was für eine herrliche Überraschung sorgt.

Schliesslich noch zu den archetypisch fasnächtlichen Klängen Mit stilistisch klassischen Trommel- und Pfeiferklängen überzeugten die Basler Rolli. Unter anderem mit der Uraufführung ihres neuen Marschs „Violà“ und dem Trommelmarsch „dr Basinga“.

Schliesslich noch zur obligaten Guggemususig, die mit dem N-Wort vor der Rhygass im Namen. Ihren Stammkostümen gemäss könnte sich die Formation doch in Neu-Glöön umtaufen. Aber egal: Ihr von American Fife and Drum-Intermezzi flankierter Auftritt fägte und riss das Publikum mit.

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