Das blaue (und rosa) Picasso-Wunder

Die Fondation Beyeler trägt (etwas gar) dick auf bei der Werbung für ihre Picasso-Schau. Die Präsentation der frühen Werke aus der blauen und rosa Periode ist aber auch ein wundervolles Kunstereignis, das seinesgleichen sucht.

Zweimal «Les deux frères»: Links ein kleines Gemälde aus dem Picasso-Museum, rechts das grosse aus dem Kunstmuseum Basel. (©Succession Picasso / 2018 ProLitteris, Zürich)

«Das Ausstellungsprojekt (…) wird zweifellos einer der kulturellen Höhepunkte des Jahres 2019 in Europa sein.» Die Fondation Beyeler spart beim Anpreisen seiner Ausstellung «Der junge Picasso – Blaue und Rosa Periode» nicht mit Superlativen. Sogar die Versicherungssumme für die rund 75 gezeigten Werke wird genannt: rund vier Milliarden Franken. Sieben Millionen musste die Fondation aufwerfen, um die Schau präsentieren zu können.

Nun gut: Das mit dem kulturellen Höhepunkt in Europa dürfte doch etwas weit hergeholt sein, weil die mit dem Musée d’Orsay und dem Musée national Picasso in Paris koproduzierte Ausstellung noch bis 6. Januar in der französischen Metropole, also in Europa, zu sehen war. Aber zwanzig nicht näher genannte Werke sind nur in Basel zu sehen, wobei auch umgekehrt in Paris Werke gezeigt wurden, die nicht nach Basel weiterreisten.

Das Genie Picasso

Nun aber genug gefrotzelt. Die Fondation hätte dieses Buhlen mit Superlativen gar nicht nötig, denn jedes der ausgestellten Werke ist ein Superlativ für sich. Sie sind zwischen 1901 und 1907 entstanden und zeugen von einem jungen Maler mit einer stupenden Technik, immenser Empathie für die abgebildeten Menschen (und es sind ausschliesslich Menschendarstellungen), kurz: vom Genie Picasso. Die Gemälde packen und berühren nachhaltig. Sie zu sehen ist ein Hochgenuss.

In den frühen Werken ist der Einfluss durch den Postimpressionismus noch deutlich zu spüren, bis Picasso dann in den blauen Periode zu einem eigenen Stil findet. Die zum Teil grossformatigen Gemälde fangen farblich und kompositorisch die ganze Melancholie und Traurigkeit des Lebens am Rande der Gesellschaft ein. Haben aber zum Teil auch eine ganz und gar nicht aufgesetzte hoch erotische Komponente.

In der rosa Periode erhält die Melancholie eine versöhnlichere und fröhlichere Komponente. Die berühmten Arlequins treten in Erscheinung. Und schliesslich folgt mit den statuenhaften Figuren der primitivistischen Gemälde der erste Schritt zur Dekonstruktion, die Picasso schliesslich zum ganz grossen Wegbereiter der Moderne werden liessen. 1907 entstand das Jahrhundertwerk «Les Demoiselles d’Avignon», das man allerdings nach wie vor nur im MoMa in New York sehen kann.

Im März gehts weiter im Kunstmuseum

Es folgte aber auch der bahnbrechende Kubismus. Um diesen ausführlich betrachten und geniessen zu können, wird für Baslerinnen und Basler keine Reisen nötig werden. Ab Ende März wird im Kunstmuseum Basel die wohl ebenso herausragende Ausstellung «Kosmos Kubismus» zu sehen sein. Übrigens ebenfalls eine Koproduktion mit einem Pariser Museum, namentlich dem Centre Pompidou.

Glückliches Basel, wo solch hochkarätige Ausstellungen zu sehen sind.

Fondation Beyeler: «Der junge Picasso – Blaue und Rosa Periode». Bis 26. Mai 2019.

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