Sophie Jung ist Trägerin des Manor Kunstpreises 2018. Im Haus für Gegenwart des Kunstmuseums Basel erzählt sie aus diesem Anlass mit einer Installation eine geheimnisvolle Kunst-Geschichte.

Zeitgenössische Kunst gibt sich auf den ersten Blick oft rätselhaft. Aber wer kann schon behaupten, dass er zum Beispiel die theatralen Welten des Johann Heinrich Füssli (1741–1825), die derzeit im Erweiterungsbau des Kunstmuseums zu sehen sind, auf Anhieb begreift. Die 1982 in Luxemburg geborene Künstlerin Sophie Jung hat Stellen von Rätseln zu einer besonderen Kunst verfeinert. Im Haus für Gegenwart des Kunstmuseums kann man bei ihrer Installation «The Bigger Sleep» in eine Rätselwelt eintauchen.
Im grossen Saal im Erdgeschoss des Hauses sind scheinbar ohne feste Ordnung eine ganze Reihe an Möbel- und sonstige Versatzstücke aus dem mehr oder weniger täglichen Leben verteilt: Eine rosafarbene Chaiselongue fällt ins Auge, ein zerstückeltes Reh aus Draht vor einer aufgestellten Motorhaube, beige Militärkrawatten am Handlauf der Rampe zum tiefer liegenden Ausstellungsraum, Plüschkatzen oder ein Grotto-Brunnen.
Alles steht und liegt auf einem Boden, der mit Spiegelfolie überzogen ist. Und über allem die zage gepfiffene Melodie der patriotischen «Battle Hymn of the Republic» («Glory, glory, hallelujah!»).
Irritierende Details
Es ist eine Ansammlung von Ready Mades mit irritierenden Details. Zum Beispiel ein Kleiderständer, der seiner Funktion beraubt wurde, weil die Kleiderhaken mit Ausnahme von einem nach unten zeigen. «Der Kleiderständer lässt seine Ohren hängen und hat ein Pendant unter der Leiter in der Mitte des Raums», sagt Sophie Jung voller ernst. Tatsächlich: Da ist eine kleine Figur zu entdecken, dessen rechter Arm steil nach oben weist.
Ein Nazi? Wohl ja. «Die Skulpturen stehen untereinander im Gespräch», sagt Jung. Sie erzählen Geschichten und nehmen dabei mit dem Titel «The Bigger Sleep» Bezug auf den 1939 erschienen Kriminalroman «The Big Sleep» von Raymond Chandler. Der Autor lässt darin seinen berühmten Privatdetektiven Philip Marlowe durch düstere und undurchschaubare Vorkriegswelt der von der Depression beherrschten USA irren.
Nicht so wirklich durchschaubar sind letztlich auch die Geschichten, die Sophie Jung erzählt. Aber das Schnüffeln und Umherirren macht Spass. Vielleicht noch mehr, wenn die Künstlerin als Performerin selber in ihre Welt eintaucht und die rätselhafte Skulpturenlandschaft mit der für sie charakteristischen Körperlichkeit mit Textfragmenten bereichert. (Nächster Performance-Termin: Sonntag, 16. Dezember 2018, 15.30 Uhr)
Kunstmuseum Basel – Gegenwart: Sophie Jung: «The Bigger Sleep». Bis 3. Februar 2019. Die Performance-Termine sind hier aufgeführt.
Mit der ihr eigenen -eher?
Aber Danky
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