Jetzt hat er ihn endlich. Dreimal musste sich Peter Stamm nominieren lassen, bis ihm endlich der Schweizer Buchpreis zugesprochen wurde.

Jurysprecher Manfred Papst brachte es noch einmal auf den Punkt: Es sei ein Raunen durch die Feuilletons gegangen, weil die Nestoren des Schweizer Literaturszene nicht auf die Shortlist für den Buchpreis gesetzt worden waren. Namentlich Thomas Hürlimann und Adolf Muschg. Vielleicht hat das eine Rolle gespielt, dass der älteste und renommierteste der fünf nominierten Autorinnen und Autoren schliesslich Preisträger wurde.
Dass Peter Stamm schliesslich den mit 30’000 Franken dotierten Preis entgegennehmen durfte, war also keine Überraschung. Wenn man einen so wohlklingenden Namen dreimal nominiert, muss man ihn ja schliesslich mal berücksichtigen. Oder nicht? Zumal er ja bereits den Solothurner Literaturpreis gewonnen hat.
Aber schöner und besser wäre es zu glauben, dass der Verfasser des besten Buchs ausgezeichnet wurde. Aber bereits geht das Raunen weiter: «Peter Stamm gewinnt den Schweizer Buchpreis, verdientermassen. Obwohl die anderen Nominierten besser, brisanter, bewegender und vor allem mutiger schreiben», lesen wir in einem Kommentar auf srf.ch. Weitere durchzogene Urteile werden wohl folgen.
Spannend wie ein guter Krimi
Peter Stamm und sein neustes Buch «Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt» haben, ohne die Leistung der anderen Nominierten schmälern zu wollen, die Auszeichnung verdient. Es ist ein kluger Liebesroman, eine Doppelgängergeschichte, in der Realität und Fiktion verschmelzen, eine Kombination, die so spannend daherkommt wie ein guter Krimi.
Zugegeben, das Buch ist nicht allzu dick. Das hat aber den Vorteil, dass man es in einem Zug rasch durchgelesen hat. Und es entwickelt solch einen Sog, dass man gar nicht anders kann.
Vielleicht wäre es angemessen gewesen, am 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs einen politischeren Stoff zu berücksichtigen wie etwa «Hier ist noch alles möglich» der Baslerin Gianna Molinari. Oder angesichts der wachsenden Fremdenfeindlichkeit eine geschichtlich rückblickende Auseinandersetzung mit diesem Thema, wie es Vincenzo Todisco mit «Das Eidechsenkind» geschrieben hat.
Bei Stamm trifft ein alternder, gescheiterter Schriftsteller auf seinen jungen Doppelgänger. Und wichtiger noch auf das junge Abbild seiner ehemaligen Geliebten. Das klingt, so beschrieben, erst einmal banal. Doch der Roman ist so fulminant gebaut, die Sprache ist in ihrer Unverziertheit so direkt und eingängig, dass es eben doch ein sehr gutes Buch ist.
Eines, das man unbedingt lesen sollte.