Nach dem quirrligen „Rheingold“ ging es nun forschen Schrittes weiter im Basler „Ring des Nibelungen“. Mit überwältigenden Walküren, einem richtigen Pferd, einem aufwühlenden Vater-Tochter-Zwist und Kaffi mit Gipfeli auf Walhalla.

Das Premierenpublikum hatte nach gut fünf Stunden noch genügend Energie, „Die Walküre“ mit rhythmischem Klatschen zu feiern. Also „Die Walküre“ als so benannte Oper und die Walküre als Berufsbezeichnung von Brünnhilde, die von Trine Møller so stimm- und spielgewaltig verkörpert wird.
Überhaupt diese Walküren: Der acht- respektive mit Brünnhilde neunköpfige weibliche Stosstrupp von Wotan hat, begleitet von der berühmten und berüchtigten Fanfare des Walkürenritts, einen gesanglich umwerfenden Auftritt. Regisseur Benedikt von Peter stellt sie nicht beschönigend oder verharmlosend als eine Art weibliches Pendant der russischen Gruppe Wagner dar. Immerzu schleppen sie Leichensäcke heran, die sie im allgegenwärtigen Loch im Bühnenhintergrund verschwinden lassen. Bei Wagner sind es die gefallenen Helden, in Basel sind es ganz einfach Leichen.
Von Peter versucht auch im zweiten der vier „Ring“-Teile, der struben Geschichte den Goldstaub des erhabenen, wenn auch tragischen Heldentums abzuschütteln. Ins Zentrum stellt er wiederum das fürchterliche Familiendrama rund um den despotischen Familienvater Wotan (Nathan Berg) und seine herzlose Frau Fricka (Solenn‘ Lavanant Linke).
Opfer des Despoten Wotan
Opfer dieses Dramas sind die Zwillingsgeschwister Siegmund und Sieglinde (Ric Furmann und Theresa Kronthaler), die unwissentlich in eine inzestiöse Beziehung schlittern, aus der später dann der Drachentöter Siegfried herauskommen wird. Siegmund darf hier nicht viel mehr sein als ein liebestrunkener Looser, mit dem Vater Wotan und Fricka ihr böses Spiel treiben.
Höhepunkt des langen Opernabends ist dann aber der Disput zwischen Vater Wotan und Tochter Brünnhilde am Schluss. Ja, früher wurden die Vater-Tochter-Konflikte noch ausführlich ausdiskutiert. Das kann dauern. Wenn es aber musikalisch und spielerisch so intensiv und berührend geschieht, schaut und hört man sich das gerne an.
Was ich noch immer nicht richtig kapiert habe, ist der Sinn des Einheitsbühnenbilds. Okey, das mit der Welt-Esche im Hintergrund, in der das Schwert Nothung steckt, ist nachvollziehbar. Aber was soll der Rohbau der modernen Villa auf der anderen Seite der Bühne? Walhalla befinden sich ja mittig an der Rampe, an Wotans viel bespieltem Tisch. Und bespielt wird die Villa vor allem als Aussenraum …
… nun gut. Es werden ja in der kommenden Spielzeit noch zwei weitere Abende des „Rings“ folgen, die vielleicht darüber Aufschluss geben werden.
