Bei Thomi + Franck steigt das grosse «Käferfest» zur Art Basel

Der Basel Social Club tischt nach der erfolgreichen künstlerischen Besetzung einer Villa auf dem Bruderholz im vergangenen Jahr ganz gross auf: Sie füllt die ehemaligen Senf- und Kaffeeersatz-Lagerhallen von Thomi + Franck mit Kunst und Leben. Und trifft damit ins Schwarze, wie sich am Sonntag vor der Art bereits wenige Minuten nach der Eröffnung gezeigt hat.

Es war eine Herkulersarbeit, welche die Organisatoren vor der Eröffnung bewältigen mussten. Vier Tage lang hätten 15 Mitarbeitende von Reinigungsfirmen die Räume vom Zichorien-Staub der Vergangenheit befreit. Kilometer an elektrischen Leitungen seien verlegt und WC-Container aufgestellt worden, damit ab Sonntag, 11. Juni, das Kunst- und Nachtleben so richtig wird brummen können, sagt Julia Cellarius.

Julia Cellarius ist Mitarbeiterin der Basler Galerie Mueller und eines der Mitglieder des Kernteams des Basel Social Club. Mit dabei sind der Basler Galerist Dominik Mueller, sein Pariser Kollege Robert Fitzpatrick, Roche-Verwaltungsrat Jörg Duchmalé, die ehemalige Kunsthalle-Geschäftsführerin Bea Hatebur sowie die Basler Künstlerinnen Claudia Müller, Yael Salomonowitz und Hannah Weinberger. Und weit über hundert weitere Galeristen, Offspace-Vertreterinnen, Künstlerinnen und Künstler sowie Barbetreiber und Gastrounternehmer.

Die Namensliste liest sich wie das Who ’s who einer weit über die Basler Grenzen hinausreichenden Kunstwelt, die von Klaus Littmann und Les Reines Prochaines über den alternativen Basler Hybrid Project Space bis zum internationalen Kunstkonzern Hauser und Wirth reicht. «Es wir ein regelrechtes Käferfest der Kunst sein», sagt Hannah Weinberger.

Expansion war nicht geplant

Cellarius und Weinberger hatten zusammen mit ihren Mitstreiterinnen und -streitern mit ihrem Basel Social Club im vergangenen Jahr bereits für einen Hotspot während der Art-Woche gesorgt. Damals bespielten sie eine leer stehende Villa auf dem Bruderholz – ein paar hundert Quadratmeter Fläche. Jetzt werden es rund 6000 Quadratmeter sein. «Wir selber hatten eigentlich nicht vor, räumlich zu expandieren», sagt Cellarius.

Die Künstlerin und Fotografin Gina Folly rekrutiert Kinder für die Mitarbeit an der Bebilderung des Anlasses.

Es habe sich so ergeben, als der Mäzen Gabriel Eckenstein die Räumlichkeiten angeboten habe. Eckenstein hatte zusammen mit seinen Geschwistern den brachliegenden Teil des Thomi + Franck-Areals gekauft mit dem Ziel, es für Nutzungen der kulturellen und nachhaltigen Art zur Verfügung zu stellen.

Für die Initiantinnen und Initianten bedeutet dies nun einen räumlichen Quantensprung. «Ich habe aber keinerlei Angst vor Grösse», beteuert Weinberger, die als Installations- und Multimediakünstlerin nach eigenen Angaben Erfahrungen hat beim Bespielen grosser Räume. «Wir nutzen die Chance, Kunst sowie Performerinnen und Performer der unterschiedlichsten Art zusammenzubringen», sagt sie und nennt mit Begeisterung einen ganzen Katalog von Namen, deren Wurzeln den gesamten Globus umfassten und für «Diversität in der Kunst» stünden, wie sie sagt.

Namentlich reicht das Spektrum von Werken der Schweizer Vorzeige-Plastiker Bernhard Luginbühl, Daniel Spoerri, Eva Aeppli und Tinguely, die auch als Reminiszenz für die legendären Hammerausstellungen in den 1970ern stehen, bis zu feministischen Kunstaktionen der indigenen Inderin Aqui Thami.

Gratiseintritt bei Thomi + Franck

Das bedeutet nun, dass über hundert Galerien, Kuratorenteams und Offspaces beteiligt sein werden, dass Hunderte von Werken sowie Performances zu sehen und zu erleben sein werden. Das alleine reicht aber noch nicht, um die Hallen mit Leben zu füllen. Nicht weniger als acht Gastro-Angebote werden zur Auswahl stehen – vier Bars sowie Restaurants und als Spezialität ein Glace-Raum, auf den sich Cellarius besonders zu freuen scheint.

Der Eintritt in die temporären Kunst-Hallen wird gratis sein, die Öffnungszeiten sind auf 14 Uhr bis Mitternacht festgelegt – am letzten Sonntag, 18. Juni, wird um 19 Uhr Schluss sein.

Finanziert wird das Projekt unter anderem durch den Swisslos-Fonds Basel-Stadt, der 60’000 Franken beitragen wird, sowie privaten Geldgebern wie die Christoph Merian Stiftung und die Ernst Göhner Stiftung. «Dazu kommen aber unzählige unentgeltliche Beiträge von Beteiligten, die das Ganze erst möglich machen werden», sagt Weinberger.

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