Ein Lehrstück mit viel Leere

Stefan Pucher inszeniert Max Frischs «Biedermann und die Brandstifter» am Theater Basel als Weltuntergangsklamotte. Eigentlich ist Frischs 1958 uraufgeführtes «Lehrstück ohne Lehre» so etwas wie das Drama der Stunde. Die Welt steht in Flammen: Die Weltmacht USA droht zum diktatorischen System zu verkommen, Russland ist es längst, die Klimakatastrophe scheint unabwendbar – und fast alle schauen, die Hände in den Hosentaschen, zu. Im Wallis werden … Ein Lehrstück mit viel Leere weiterlesen

Jeder und jede für sich und die Stadt gegen alle

Mit „Ode an die gewaltbereite Jugend“ will das Theater Basel an das erfolgreiche Live-Video-Spektakel „Dämonen“ von 2022 anknüpfen. Was damals als packendes szenisches Psychogramm der Jugend erlebt werden konnte, versandet jetzt in einem Verlautbarungs-Reigen. Der Abend hat dort seine Stärken, wenn es gewollt, aber vor allem dann, wenn es nicht gewollt ist, zu Interaktionen kommt. Etwa wenn kleine kläffende Hunde die Clown-Truppe am Spalenberg vertreibt. … Jeder und jede für sich und die Stadt gegen alle weiterlesen

Eine reizend humorvolle Gruselgeschichte

Die Basler Compagnie stülpt Christian Andersens düsteres Märchen „Die Schneekönigin“ auf die Kehrseite um. Mit reizenden Einfällen, viel groteskem Humor und wundervoller Musik. Es beginnt mit einer Gruselgeschichte. Nur kommt sie dann gar nicht so gruselig daher. Oder zumindest fast nicht. Aber beginnen wir von vorne: Sechs seltsame Gestalten in übergrossen Strampelhosen und glitzernden Hauben versammeln sich um ein Lagerfeuer. „Was machen wir?“, fragt eine. … Eine reizend humorvolle Gruselgeschichte weiterlesen

„Siegfried“ im Puppenhaus

Nun folgte also „Siegfried“, der dritte Teil oder „zweite Tag“ von Richard Wagners monströsem Bühnenfestspiel „Der Ring des Nibelungen“. Das Monströse hat Regisseur und Theaterdirektor Benedikt von Peter mit einer fast omnipräsenten Parade von riesigen Puppen wörtlich genommen. Was ganz unterhaltsam ist, aber die stimmigen Grundidee der brutalen Familienaufstellung etwas in den Hintergrund treten lässt. Sprechende Vögel und Drachen, böse Zwerge, ein verwandelter Riese, ein … „Siegfried“ im Puppenhaus weiterlesen

Christoph Marthalers böse Groteske der Auswegslosigkeit

Christoph Marthaler hat die Basler Theatersaison 2024/2025 mit einer absurd-komischen und bitterbösen Groteske über den Absturz desorientierter Menschen in den Schlund der extremen Rechte eröffnet. Das Premierenpublikum feierte die Produktion mit starkem Applaus. Es beginnt auf der Bühne des Basler Schauspielhauses wie so oft beim international gefeierten Theatermacher Marthaler mit inhaltlich schwer durchschaubaren Szenerien einer Gesellschaft zutiefst verlorener Menschenseelen. Ist es die familiäre Geburtstagsfeier des … Christoph Marthalers böse Groteske der Auswegslosigkeit weiterlesen

Ist der Basler Theater-Intendant Benedikt von Peter auf dem Absprung?

Eigentlich ging es am Medientermin des Theater Basel vom Mittwoch um die designierte neue Ballett-Leitung ab 2025/2026. Wirklich zu reden geben dürften andere, nicht abschliessend ausgesprochene Details. Kurz zum eigentlich kommunizierten Inhalt der Medienkonferenz: Ab 2025/2026 wird Marco Goecke neuer künstlerischer Leiter des Basler Balletts, das damit einen regen Wechsel-Reigen durchlebt. Denn die jetzige Chefin Adolphe Binder wird bereits nach zwei Jahren weiterziehen. Goecke kommt … Ist der Basler Theater-Intendant Benedikt von Peter auf dem Absprung? weiterlesen

Post-bürgerliches Endspiel im hybriden Cyber-Space

Regisseur Stefan Pucher und der Autor Dietmar Dath führen mit ihrer Überschreibung von Maxim Gorkis „Sommergäste“ auf eine irrwitzige Geisterbahnfahrt durch eine groteske Welt, die erfasst vom Virtuellen den Bezug zur eigentlichen Realität verliert. Nichts ist so, wie es scheint oder sein sollte. Das fängt schon Setting (Bühne: Stéphane Laimé) an. Vorgegeben ist ein „Digital Detox“ unter Freunden in Davos im Schatten des Weltwirtschaftsforums. Aber … Post-bürgerliches Endspiel im hybriden Cyber-Space weiterlesen

Der Autor ist anwesend

Antú Romero Nunes schmettert die „Dreigroschenoper“ als grotesk-komisches Fest des Brechtschen Verfremdungseffekts auf die Bühne des Theater Basel und kann sich dabei auf ein famos aufspielendes Ensemble und eine grandioses Orchester verlassen. Warum die Bettler- und Ganoven-Revue „Dreigroschenoper“? „In einer Stadt, in der es ein Bettlerverbot gibt, muss man dieses Stück spielen“, sagt Regisseur Nunes in einem Interview im Programmheft. Und wenn man das Theater … Der Autor ist anwesend weiterlesen

Ein mitreissender Einstand des neuen Basler Tanztheaters

„Marie & Pierre“ ist Theater pur. Zu erleben ist ein mitreissendes Panoptikum der Emotionen. Es ist Tanz, der vom feinen sentimentalen Chanson zur grossen barocken Oper aufschwingt und sich dann zum jazzigen Rumba weiterentwickelt – in Ton, Gesang und Bewegung. Spätestens wenn sich Tänzerin/Sängerin/Musikerin Alma Toaspern an den Flügel auf der Bühne setzt und begleitet zuerst vom Trompeter Immanuel Richter und dann vom Orchester aus … Ein mitreissender Einstand des neuen Basler Tanztheaters weiterlesen

Auf Walhalla zu Kaffee und Gebäck

Nach dem quirrligen „Rheingold“ ging es nun forschen Schrittes weiter im Basler „Ring des Nibelungen“. Mit überwältigenden Walküren, einem richtigen Pferd, einem aufwühlenden Vater-Tochter-Zwist und Kaffi mit Gipfeli auf Walhalla. Das Premierenpublikum hatte nach gut fünf Stunden noch genügend Energie, „Die Walküre“ mit rhythmischem Klatschen zu feiern. Also „Die Walküre“ als so benannte Oper und die Walküre als Berufsbezeichnung von Brünnhilde, die von Trine Møller … Auf Walhalla zu Kaffee und Gebäck weiterlesen