Jeder und jede für sich und die Stadt gegen alle

Mit „Ode an die gewaltbereite Jugend“ will das Theater Basel an das erfolgreiche Live-Video-Spektakel „Dämonen“ von 2022 anknüpfen. Was damals als packendes szenisches Psychogramm der Jugend erlebt werden konnte, versandet jetzt in einem Verlautbarungs-Reigen. Der Abend hat dort seine Stärken, wenn es gewollt, aber vor allem dann, wenn es nicht gewollt ist, zu Interaktionen kommt. Etwa wenn kleine kläffende Hunde die Clown-Truppe am Spalenberg vertreibt. … Jeder und jede für sich und die Stadt gegen alle weiterlesen

Alain Claude Sulzer wurde in Solothurn mit dem Literaturpreis geehrt

An den 47. Solothurner Literaturtagen erhielt am Sonntag der Basler Autor Alain Claude Sulzer den Solothurner Literaturpreis. Der Geehrte freut sich, für sein Schaffen geehrt zu werden – ohne Shortlists durchleiden zu müssen, wie beim Schweizer Buchpreis. Sulzers Werk ist nicht marktschreierisch, schielt nicht mit gefälligen Texten und zeitgeistigen Themen auf das ganz breite Publikum. Der „hypersensible Virtuose“, wie ihn die „NZZ am Sonntag“ einst … Alain Claude Sulzer wurde in Solothurn mit dem Literaturpreis geehrt weiterlesen

Rauschhafte Götterdämmerung der toxischen Männlichkeit

Mit „Empusion“ nach dem Roman der polnischen Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk zeigt Regisseur Antú Romero Nunes zusammen mit einem grandiosen Darstellerinnen-Quintett auf der Kleinen Bühne des Theater Basel eine packende Parabel über die toxische Männlichkeit. Wir sind irgendwo in den Bergen. Also nicht wirklich irgendwo, sondern im niederschlesischen Kurort Görbersdorf, wo einst Heilmethoden entwickelt wurden, die später nicht zuletzt durch Thomas Mann in Davos berühmt wurden. … Rauschhafte Götterdämmerung der toxischen Männlichkeit weiterlesen

Von verbrannten Frauen und doofen Männern

Gewisse Grausamkeiten der Gegenwartsrealität, wie Femizid und Selbstverstümmelung, lassen sich auf der Theaterbühne vielleicht tatsächlich nur noch als Posse darstellen. Die chilenische Theatermacherin Manuela Infante treibt dieses Spiel am Theater Basel etwas gar weit in die Schrillheit. Es ist ein Drahtseilakt: Frauen, die Männer und vor allem Männlichkeit parodieren, das kann im besten Fall gelingen oder ganz arg durch den Hosenschlitz gehen. Dann wenn es … Von verbrannten Frauen und doofen Männern weiterlesen

Einfach Tanz

„Go With Your Heart“ heisst der Tanzabend der beiden Performance-Cracks Tim Etchells und Vlatka Horvat am Theater Basel. Das könnte inhaltlich auf der Bühne übersetzt werden mit „Tut, was Ihr wollt“. So zumindest der Eindruck nach anderthalb Stunden Vorstellungsdauer. Man schaut den Tänzern gerne zu, die sich zum hypnotischen Soundteppich von Tim Etchells abrackern und zeigen, was sie technisch und ausdrucksmässig draufhaben. Das 16-köpfige strömt … Einfach Tanz weiterlesen

„Turandot“ in Basel frenetisch gefeiert

Das Basler Theaterpublikum feierte die Inszenierung und die musikalische Wiedergabe von Giacomo Puccinis „Turandot“. Am Schluss gab es stehende Ovationen für die Sängerinnen und Sänger, den Chor, den Dirigenten und das Orchester. Und für den Regisseur des Abends, Christoph Loy, der zusammen mit Ausstatter Herbert Murauer und Lichtdesigner Thomas Kleinstück das Schauermärchen rund um die mordende Prinzessin Turandot zwar nicht neu erfunden, so aber doch … „Turandot“ in Basel frenetisch gefeiert weiterlesen

Boom-Boom oder ein Antitheater über das verkorkste Partyleben

Knapp anderthalb Stunden einem nahezu nichtigen Geschehen auf der Bühne beiwohnen: Wirklich spannend ist das nicht, aber durchaus erhellend. Auf der Bühne stehen drei verlorene junge Menschen herum. Sie sind Protototypen der Uncoolness, die etwas vorhaben, was ihnen aber nicht gelingt. Neben ihnen ist nämlich eine mächtige Party-Box aufgebaut, aus der das zwerchfellerschütternde Boom-Boom eines Techno-Acts alle Versuche, ein Stück oder eine Erzählung zu beginnen, … Boom-Boom oder ein Antitheater über das verkorkste Partyleben weiterlesen

Vibrationshilfen für eine versteinerte Welt

Die britische Regisseurin Jaz Woodcock-Steward zerdehnt im Basler Schauspielhaus das psychologische Kammerdrama «Die Glasmenagerie» zu einer dreistündigen Tragödie. Nach drei Stunden bleibt ein schales Gefühl zurück. Denn mit den von Antoinette Ullrich und Jan Bluthardt herausragend dargestellten Figuren des Geschwisterpaars Laura und Tom hätte einiges mehr dringelegen. Leider wurden ihre Auftritte immer wieder von schwer nachvollziehbaren Regieeinfällen und Hängepartien durchbrochen. Nicht, dass man sich bei … Vibrationshilfen für eine versteinerte Welt weiterlesen

Hampeln, fallen, kriechen, krächzen

Der Tanzabend „Der Fall“ von einstündiger Spieldauer wartet mit einer Pause auf. Das Warum erschliesst sich nicht, ausser man will dem Publikum ermöglichen, das Theater nach einer halben Stunde wieder zu verlassen. Ich hab mich nach der Pause wieder an meinen Platz gesetzt. Dies in der Hoffnung, dass ich und alle anderen im Zuschauerraum der Kleinen Bühne nach einer langen halben Stunde mit Hampeln, Fallen, … Hampeln, fallen, kriechen, krächzen weiterlesen

Christoph Marthaler führt selbst Beethoven auf die skurrile Bahn

Christoph Marthaler inszenierte am Theater Basel eine Beethoviade. Oder ist es eher eine Marthaleriade zu Beethoven? Egal. Das Musiktheater mit dem Titel «Tiefer Graben 8» ist ein sehenswerter Abend, durchwirkt mit wundervoller Musik. Er habe wieder einmal ein Musiktheaterprojekt machen wollen und keine Oper, sagte Marthaler in einem Podcast des Theater Basel. Also erteilte ihm das Dreispartenhaus eine Carte blanche, die er zusammen mit dem … Christoph Marthaler führt selbst Beethoven auf die skurrile Bahn weiterlesen