Schön!

Die Fondation Beyeler bezaubert mit einer grossen Matisse-Ausstellung. Der chronologisch aufgebauten Ausstellungsparcours vermittelt einen stimmigen Überblick über die Entwicklungsstadien des grossen Meisters der Moderne vom Realisten zum Magier der Farben.

Der Begriff „schön“ für ein Kunstwerk ist eigentlich unprofessionell. Aber bei einer Matisse-Ausstellung muss man dieses Wort benutzen. Es ist auch gar nicht oder zuminest kaum möglich, eine Matisse-Ausstellung anders zu präsentieren als ein schönes Erlebnis. Das ist nun auch der Fondation Beyeler gelungen, die in vierjähriger Vorarbeit 72 Werke des Künstlers zusammenzutragen hat – darunter nicht wenige Ikonen der Moderne, die als Poster so manches Wohnzimmer schmückten oder noch immer schmücken.

Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut. Sie beginnt mit einem Bild von 1896/97, als Henri Matisse 1869-1954) noch ganz dem Realismus oder Impressionismus verpflichtet war. „La desserte“ zeigt ein Dienstmädchen, das einen Blumenstrauss auf einem üppig gedeckten Tisch ordnet. Die Ausstellung führt über in die Phase des Fauvismus, der ersten Avantgarde des 20. Jahrhunderts, als Matisse und seine Künstlkerfreunde mit dem expressiven Farbauftrag für Schockmomente sorgte. Und sie führt über die berühmten farbenprächtigen Interieurs und der Vereinfachung der Formen zum Beispiel beim grossen Gemälde „Grand nu cocheé“ von 1935 bis zu den ikonenhaften Scherenschnitten aus den 1950er-Jahren, von denen sich in der Sammlung der Fondation Beyeler herausragende Beispiele finden.

„Ordnung, Ruhe Überfluss“

Die Ausstellung präsentiert einen Künstler, der sich der Wirkungskraft der Farben und des Lichts verpflichtet sah. Der sich im Gegensatz zu seinem Freund Picasso, der ihn ausseordentlich schätze, ausschliesslich auf das Gute und Schöne konzentrierte – auch wenn die Welt um ihn herum am Zusammenbrechen war wie während der Nazizeit und dem Zweiten Weltkrieg. Damals schuf er Gemälde, die sich mit den Begriffen „Luxe, calme et volupté“ („Ordnung, Ruhe Überfluss“), die zum Titel eines seiner früheren Werke wurden, gut umschreiben lassen. Es sind Bilder, die ein unbeschwertes Leben in wohlhabender Atmosphäre suggerieren.

Die Zeilen stammen aus dem Gedicht „Einladung zur Reise“ aus Charles Baudelaires Sammlung „Die Blumen des Bösen“, auf das sich Matisse wiederholt bezogen hat. Das Gedicht beschreibt die Einladung zu einer Reise in ein verträumtes, imaginäres Land, eine Reise ohne Zwänge, dorthin wo alles „nur Schönheit und Genuss“ ist.

In der Ausstellung sind im Abschnitt zum Fauvismus auch Werke zu sehen, die bis im Januar noch im Kunstmuseum Basel hingen, das eine Sonderausstellung den „Fauves“ widmete. Das soll nun aber keineswegs Grund sein, nicht zum gesamten Matisse nach Riehen zu pilgern. Ganz im Gegenteil.

Die Ausstellung „Matisse. Einladung zur Reise“ ist noch bis 26. Januar 2025 in der Fondation Beyeler in Riehen zu sehen.

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