Cassidy Toners schalkhafte Blicke auf das „Ausserdem“

„Besides the Point“ („Am Thema vorbei“) lautet der Titel der Einzelausstellung mit aktuellen Werken der Manor-Kunstpreisträgerin Cassidy Toner im Kunstmuseum Basel. So schalkhaft hintergründig wurde man noch selten am Thema vorbei – oder viel besser: mitten hinein ins „Ausserdem“ – geführt.

Der knallig orangefarbene Wecker scheint sich über seine von vielen Nutzern nicht sonderlich geliebte Aufgabe sichtlich zu ärgern. Mit mürrischem Blick ist er dabei, seine Zeiger auszureissen.

Das ist eines von 16 Keramikfigürchen, die die 1992 in Baltimore USA geborene und in Basel lebende und arbeitende Künstlerin Cassidy Toner für ihre Einzelausstellung im Kunstmuseum Basel geschaffen hat. Die Ausstellung ist Folge des Manor-Kunstpreises, der ihr in diesem Jahr verliehen wurde. Schön im Raum verteilt sind weitere witzige Reminiszenzen dieser Art zu entdecken. Etwa ein depressiv wirkendes Dollarnoten-Männchen, eine Handvoll überdimensionierte Schrauben, eine zerknüllte Manor-Tüte und einige Baumstümpfe.

Letztere nehmen Bezug auf die Beiwerke antiker Marmorstatuen, die den einzigen Sinn hatten, der in Stein gehauenen Figur Statik zu verleihen. Toner hat sie nun aus ihrer rein funktionellen Rolle herausgehoben. Der Titel der Werkgruppe „Leaning on me“ nimmt Bezug darauf.

Der umgekippte Picknick-Korb

Dasselbe gilt auch für die grosse Wandzeichnung im ersten Ausstellungsraum im Erdgeschoss. In dieser hat Toner den umgekippten Picknick-Korb aus Manets berühmten Gemälde „Le Déjeuner sur l’herbe“ separiert und spielerisch variiert – etwa mit Ameisen, die eine Weinflasche davontragen.

Besser als die Übersetzung des Ausstellungstitels „Besides the Point“ mit „am Thema vorbei“ trifft die Bedeutung des Wortes „besides“ als „ausserdem“ zu. Toner fokussiert den Blick auf das Nebensächliche und Beiläufige in der Kunst und im Kunstbetrieb. Das gilt auch für ihre Videoarbeit „En Garde“, die im Museum selber entstanden ist. In ihr karikiert sie in liebevoll-ironischen Szenen die Arbeit der Museums-Aufsichten, die zwischen Schutz der Kunstwerke und der praktischen Begleitung der Museumsbesucherinnen und -besucher hin- und herschwankt.

Die von Alice Wilken kuratierte Ausstellung „Cassidy Toner. Besides the Point“ im Erdgeschoss des Kunstmuseum-Hauptbaus ist noch bis 11. Januar 2026 zu sehen.

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