Vibrationshilfen für eine versteinerte Welt

Die britische Regisseurin Jaz Woodcock-Steward zerdehnt im Basler Schauspielhaus das psychologische Kammerdrama «Die Glasmenagerie» zu einer dreistündigen Tragödie.

Nach drei Stunden bleibt ein schales Gefühl zurück. Denn mit den von Antoinette Ullrich und Jan Bluthardt herausragend dargestellten Figuren des Geschwisterpaars Laura und Tom hätte einiges mehr dringelegen. Leider wurden ihre Auftritte immer wieder von schwer nachvollziehbaren Regieeinfällen und Hängepartien durchbrochen.

Nicht, dass man sich bei «Die Glasmenagerie» im Basler Schauspielhaus langweilen würde. Zumal nichts dagegen spricht, dass eine zeitgenössische Inszenierung den psychologischen Realismus aufbricht. Das geschieht schon bei Tennessee Williams selbst, der im Familiendrama den Bruder beziehungsweise Sohn Tom auch als Erzähler auftreten lässt.

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Viele Einfälle sorgen vor allem für Verwirrung. Allen voran sind da die auf der ganzen Bühne verteilten Vibrationsplatten, die je nach eingestellter Intensität für mechanisch zittrige Momente sorgen: für scherzhafte Pudding-Schwabbelei, für erdbebenartiges Ruckeln des Esstisches oder auch mal als Masturbationshilfe. Warum diese physische Vibration in einer psychisch versteinerten Welt?

Dass man das Schauspielhaus nicht ganz enttäuscht verlässt, liegt an den herausragenden Auftritten der beiden Opferfiguren Laura und Tom. Jan Bluthardt überzeugt mit seinem beklemmenden Psychogramm eines gebrochenen Wesens, das die Aggressionen gegenüber der übergriffigen Mutter nur mit Mühe zu unterdrücken vermag. Und Antoinette Ullrich berührt mit ihrer traurigen Trotzigkeit, die sie von der Aussenwelt abschottet

Der ganze Text ist in der „bz Basel“ zu lesen.


Was andere schrieben:

  • „Obwohl das Stück nach wie vor Ende der 30er Jahre spielt, ist es Woodcock-Stewart und den Darstellenden gelungen, in den historischen Figuren Menschen unserer Gegenwart zu entdecken. Ja, mehr noch: sie zu Alltagsfiguren zu machen, sie nahbar zu machen“, ist auf dem Online-Portal Bajour zu lesen. Der Autor empfiehlt aber oder gerade deswegen, das Stück vor dem Theaterbesuch zu lesen.
  • „Der Spannungsbogen erweist sich bei aller schauspielerischen Differenziertheit des gesamten Ensembles nicht ganz immer als genügend tragfähig“, schreibt der Kritiker auf dem Theaterportal Nachtkritik, der sich unter dem Strich von der Inszenierung aber angetan zeigt. „Daran ist der ist desillusionierte Blick der Inszenierung nicht unschuldig, denn das Stück besteht aus Schwingungen im Ambivalenten und nicht aus der eindeutigen Aussage, dass alles misslingen muss.“
  • „Generell gelingt es Regisseurin Jaz Woodcock-Stewart, die Symbolkraft von Williams’ Stück in starke Bilder zu übersetzen“, ist in der „Basler Zeitung“ zu lesen. „Das Licht von Alex Fernandes und der im Hintergrund wummernde Sound von Josh Grigg kreieren eine magische Atmosphäre.“

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