Der Tanzabend „Der Fall“ von einstündiger Spieldauer wartet mit einer Pause auf. Das Warum erschliesst sich nicht, ausser man will dem Publikum ermöglichen, das Theater nach einer halben Stunde wieder zu verlassen.

Ich hab mich nach der Pause wieder an meinen Platz gesetzt. Dies in der Hoffnung, dass ich und alle anderen im Zuschauerraum der Kleinen Bühne nach einer langen halben Stunde mit Hampeln, Fallen, Kriechen, Verrenken, Krächzen (und auch mal singen) mit einem zweiten Teil belohnt wird, der mehr ist als ein Aneinanderreihen von zusammenhangslosen Bühnenmomenten. Musikalisch begleitet wird das Ganze von Musikstücken, die zwischen Streicher-Adagio, Smooth und Free Jazz sowie New Wave mäandrieren, während auf drei Bildschirmen unter anderem Szenen aus der Seitenbühne eingespielt werden bis auf einem der Screens gross der Schriftzug „Pause“ zu lesen ist.
Erste Zuschauerinnen und Zuschauer lassen sich an der Garderobe ihre Mäntel und Jacken aushändigen, die meisten kehren aber nach der Pause an ihren Platz zurück. Tilman O’Donnell, stellvertretender künstlerischer Leiter des Balletts Basel und Choreograph des Abends wird auf dem Programmzettel als Künstler vorgestellt, dessen Arbeiten sich durch „Präzision, subtilen Humor und Spielfreude“ auszeichnen.
Das lässt etwas an Hoffnung offen. Diese wird, sofern man auf so etwas wie einen nachvollziehbaren roten Faden oder zumindest Geflecht gewartet hat, enttäuscht. Es geht so zusammenhangslos weiter wie im ersten Teil. Einer der acht Tänzerinnen und Tänzer sitzt auf der Kante des hellen Sperrholzkastens, der die Bühne begrenzt, und dreht an einer Rubik Cube herum. Eine Tänzerin gackert zu einem sanften Streicher-Adagio, eine weitere Tänzerin gibt in Kauerstellung humpelnd das visuelle Abbild des Huhns dazu. Andere wiederum vereinen sich zu einem schmerzverzerrten Körper-Wulst.
Tanzen können sie ja
Ab und zu löst sich eine Tänzerin oder ein Tänzerinnenpaar zu eingängig schönen Tanzeinlagen und Pas de deux, die letztlich aber lediglich den Eindruck einer Demonstration hinterlassen, dass sie Tanz technisch und expressiv eigentlich beherrschen dürfen.
Nach der Pause wiederholt eine der Protagonistinnen in einer Ecke sitzen mit einer über Mikrofon verzerrten Stimme in einer Endlosschlaufe „It’s gonna be okay“. Ein Versprechen, das nicht eingelöst wird.
Zumindest bei mir nicht. Im Premierenpublikum sassen viele Zuschauerinnen, die die Tänzerinnen und Tänzer und das künstlerische Leitungsteam mit kräftigem Applaus feierten.
