Black Art Power im Kunstmuseum Basel

Die Ausstellung ist im positivsten Sinne umwerfend: Im Kunstmuseum Basel – Gegenwart sind unter dem Titel „When We See Us“ figurative Werke von über 120 schwarzen Künstlerinnen und Künstlern der letzten hundert Jahre zu sehen, die Einblicke in einen faszinierenden Kunstkosmos der „panafrikanischen Malerei“ vermitteln.

Selbstbewusst schaut die schwarze Frau den Betrachterinnen und Betrachtern des Bildes entgegen. Sie sitzt mit einer Zigarette im Mund auf dem Rand eines Bettes, in dem eine nackte weisse Frau liegt, die so blass dargestellt ist, dass sie beinahe mit der Bettwäsche verschwimmt. bei dem 2019 entstandenen Werk von Roméo Mivekannin handelt sich um eine Neuinterpretation des 2013 entstandenenberühmten Gemäldes „La Blanche et la Noire“ von Félix Vallotton, der seinerseits das Motiv der „Olympia“ aus dem Jahr 1863 von Edouard Manet nachempfunden hatte.

Die schwarze Frau hat von Manet bis Mivakannin deutlich an Selbstbewusstsein gewonnen, hat sich von der unterwürfigen Dienerin zum starken Individuum entwickelt.

Genau um das geht es in der Ausstellung, die das Kunstmuseum Basel vom Zeitz Museum of Contemporary Art Africa in Kapstadt übernommen hat. Sie steht für die politische Dimension von „Black Joy“, für das neue Selbstverständnis und für die Selbstermächtigung schwarzer Künstlerinnen und Künstlern aus Afrika, den USA, Grossbritannien und Lateinamerika. Nach Jahrhunderten eines „weiss“ dominierten Kunstkanons schreiben diese Künstlerinnen und Künstler ihre eigene Kunstgeschichten.

Oder besser Kunstgeschichten im Plural. Denn von einer zusammenfassenden Form, von einem dominierenden oder gar gemeinsamen Stil kann nicht die Rede sein.

Wilder Stilmix

Da hängen reizende naive Malereien neben plakativen Pop Art-Werken, kubistische Malereien neben fotorealistischen Werken, wilde Collagen neben Ruhe ausstrahlenden Porträts. Die Ausstellung schert sich bei der Präsentation von hundert Jahren Kunst um eine Chronologie oder um stilistische Kapitel. Sie ist nach inhaltlichen Kapiteln gegliedert, die mit den Titeln „Triumph und Emanzipation“, „Sinnlichkeit“, „Spiritualität“, „Alltag“, „Freude“ sowie „Ausgelassenheit und Ruhe“ überschrieben sind.

„Constant III“ von Sungi Mlengeya, (Courtesy of the Ditau Collection)

Diese wilde Zusammensetzung, dieser sinnliche Schwall, die einen beim Parcours durch die Ausstellung überfällt, macht den grossen Reiz der Ausstellung aus. Zu entdecken ist nicht ein neues Oeuvre, nicht ein neuer Stil, sondern ganz einfach 150 wunderbare Kunstwerke, die von eigenständigen schwarzen Künstlerinnen und Künstlern mit ganz unterschiedlichen Hintergründen geschaffen wurden.

Die Ausstellung „When We See Us. Hundert Jahre panafrikanische figurative Malerei“ ist ganz einfach ein must see.

Ein Gedanke zu “Black Art Power im Kunstmuseum Basel

  1. Lieber Dominique! Vielen Dank für den wunderbaren Text mit der Empfehlung!

    Falls Du INteresse und Lust hast, am 6.6. im Kasko an der Malerei-Ausstellung „nahestehen“ dabei zu sein: Herzlich willkommen! Ich würd emich sehr freuen. Oder auch während der ART BASEL WEEK oder danach bis 22.6. (mit Veranstaltungen).

    Der KASKO Flyer für die erste Ausstellung im 31. KASKO-Jahr und etwas Kontext und Bilder-Previews der zusammen erarbeiteten Frauenportraits sind im mehrseitigen PDF zu sehen!

    Herzliche Grüsse und bis bald wieder,  Bruno

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