So verschieden kann junges Theater sein: Während Annatina Huwiler mit „z’berg“ zur kontemplativen Séance über die Erdgeschichte lädt, schmettern Eevi Kinnunen und Olivia Ronzani eine schier unbändige queerfeministische Power-Performance auf die Bühne, dass einem selbst als Zusehender der Atem zu stocken droht.

Das finnisch-schweizerische Performerinnenduo mit Namern Project together stellt ihrem Abend im Rahmen der Treibstoff-Theatertage eine Triggerwarnung voran, die geradezu Furchterregendes erwarten lässt: „Das Stück beinhaltet Bühnennebel, Theaterblut, partielle Nacktheit und Blitzlichter.“ Und damit noch nicht genug: „Manche Szenen können Assoziationen einer Fehlgeburt wecken, was für manche Zuschauende unangenehm sein könnte.“
Nun allzu schlimm wird es nicht, auch wenn die beiden Performerinnen durchaus an die Grenzen des auf der Bühne Zeigbaren und zuweilen auch etwas darüber hinaus gehen – zumindest, was die angekündigte „partielle Nacktheit“ angeht. Aber sie tun dies mit einer solch grossen Selbstverständlichkeit und Präzision, dass Mann und wie sich zeigte vor allen Frau dem rasanten Spiel gerne und aufs Höchste amüsiert zuschaute.
Erzählt wird „A Long Story About Our Baby“, wie es im Titel heisst. Zu erleben ist eine getanzte und auf englisch gekalauerte possenhafte Tragikomödie um ein Frauenpaar respektive eine queerfeministische Frau, die sich ein Baby wünscht. Eevi Kinnunen und Olivia Ronzani gehen dabei aufs Ganze, stellen in einer fulminanten Choreografie hemmungslos ihr Geschlecht zur Schau, hinterfragen sich selber in gnadenloser Selbstironie und tragen den Babywunsch schliesslich im brutalen Blutschwall sinnbildlich zu Grabe.
Fazit des Abends: Queerer Feminismus kann überaus lustig sein. Und: Von diesen beiden Performerinnen möchte man in Zukunft gerne mehr sehen.
Kontemplative Reise
Ganz anders, also wirklich ganz anders ist der zweite Theaterabend an diesem Mittwoch. Der Begriff Theaterabend trifft nicht wirklich zu, handelt es sich doch eher um eine szenische Installation. Oder um eine Séance, die zum Nachdenken über die Entstehung und das Weiterbestehen der Welt und der damit verbundenen Höhenangst einlädt.
„z’berg“ von Annatina Huwiler, Eliane Bertschi und Luz Gonzáles führt, wie der Titel besagt, auf einen Berg, wie auf zwei grossen Videoleinwänden in der Reithalle zu sehen ist. Dort müht sich eine Gruppe von Menschen im Nebel (in den auch die Reithalle einhüllt ist) damit ab, einen riesigen Ballon mit der Bergluft zu füllen.
Das gelingt erst im x-ten Anlauf. Währenddessen gewinnt der in der Reithalle physisch hinterlegte Ballon langsam an Volumen, wird grösser und grösser, bis er zur Zelthalle für das Publikum wird. Eine Frauenstimme lullt die Menschen, die im Innern des Ballons Platz genommen haben, mit Aussagen über die Jahrmillionen dauernde Entstehung der Berge und das Abbröckeln derselben ein.
Es ist eine Produktion, die mehr durch ihre Szenografie als durch den Inhalt zu überzeugen vermag. Das ergibt sich unter dem Strich durch die Tatsache, dass es sich bei „z’berg“ um Huwilers Abschlussarbeit im Master Bühnenbild an der Zürcher Hochschule der Künste handelt.
