Zum 40. Geburtstag des SRF-Regionaljournals Basel/Baselland lud die Redaktion zum grossen Klassentreffen der Aktiven und Ehemaligen.

Es überkommen einem nostalgische Gefühle, wenn man am Edel-Essschuppen Stucki auf dem Bruderholz vorbei die Novarastrasse hinauf stapft. Dort, zwischen Villen und Gemüsefeldern steht das Studio Basel, ein Bau aus den 1940er-Jahren, der so ganz und gar nicht aussieht, als ob dort Journalismus betrieben würde. Über eine Freitreppe betritt man den Elfenbeinturm der SRF-Kulturredaktion. Aber auch die Redaktionsräumlichkeiten und Studios des Regionaljournals.
Nostalgische Gefühle habe ich, weil das Studio in den 1990er-Jahren mal einer meiner (freien) Arbeitsplätze war. Mit dem Velo war es ein Kraftakt, dort oben frühmorgens (oder nach Theaterpremieren spätabends) anzukommen. Mit dem 15er-Tram eine halbe Weltreise. Nur, damit ich nach der Redaktionssitzung wieder runter in die Stadt schleichen musste. Um dann nach einem Kurzbericht für die Mittagssendung per Telefon – notabene von einer Telefonkabine aus – wieder den Hügel rauf zu schleichen.
Eintritt ein eine Welt von damals
Nun also das Rencontre zum 40. Geburtstag. Die Treppe rauf in den Empfangsraum, der noch immer den Charme einer abgehafterterten Privatklinik verströmt. Und hinein in das ausgedehnte Foyer, das nichts anderes besagt, als dass es keinen Nutzen hat, ausser dass es halt einfach da ist. Schon gar nicht als Aufnahmeraum dienen kann, denn die Akustik ist schlicht katastrophal, was die Tontechniker an den Rand ihrer ansonsten beeindruckenden Fähigkeiten bringt.
Dieter Kohler, aktueller Chefredaktor des Geburtstagskindes, begrüsst die vielen Gäste – zwei Drittel davon reihen sich später zum grossen Familiengruppenbild der Ehemaligen ein. Und er bittet um etwas akustische Zurückhaltung während der bevorstehenden Livesendung zum Geburtstag. Währenddessen zwängen sich einige SRF2-Mitarbeiter durch die Menge der geladenen Jubiläumsgäste hinaus auf den Heimweg.

Die Sendung selber lässt die Geschichte Revue passieren. Mit dabei Heini Vogler, der die erste Regisendung überhaupt moderiert hatte («wir waren damals viel unkritischer»), Roland Schlumpf, der das Regi zum kritischen Lokaljournalismus brachte, Jürg Stöckli (mein ehemaliger Chef), der Bonmots über den bedächtig-ambivalenten SRG-Betrieb abgab – und über seinen Kampf für die Rauchfreiheit. Was haben wir damals geraucht! – aber das ist eine andere Geschichte.
Dann der« Apéro Riche» in der Kantine, die vor dem Umzug ins Meret-Oppenheim-Haus im Gundeli für wehmütige Gefühle sorgt, weil es dort keine mehr geben soll. Auch dort beschleicht einen das Gefühl, dass man sich in einer anderen Sphäre befindet. Möblierung aus den 1980er-Jahren im Haus abseits allen urbanen Lebens. Ich erinnere mich an Fondues über Mittag und an Mäni Weber, der alleine an einem Tisch daneben sass. Und an Döggeli-Matches gegen die damals noch anwesenden Kollegen von DRS 3, die soviel besser waren als wir.

Ich sitze schliesslich zusammen mit den ehemaligen Mitarbeiterinnen Sylvia Scalabrino, Katrin Holenstein, Martin Jordan und Massimo Agostinis – es war eine tolle Zeit.
Journalismus der Vor-Internet-Teit
Und ich erinnere mich an einen Journalismus, der noch nicht vom Internet (gab es einfach noch nicht), und noch nicht von Kolonnen von Medienbeauftragten geprägt war. Man nahm das Adressbuch der Verwaltung in die Hand, rief an, und hatte den zuständigen Chefbeamten oder Regierungsrat an Telefon. Es ging! Und an eine Zeit, als man die Tonbänder noch von Hand zurechtschnippseln musste – eine wunderbare Arbeit!
Ich erinnere mich daran, dass Regierungsrat Christoph Stutz dem Regi jegliche Aussage verweigerte, weil die Journalisten sich getrauten, kritisch nachzufragen. Ich erinnere mich an ein phantastisches Team, das investigativen, aber fairen Journalismus betrieb.
Heute ist das immer noch so. Auch wenn die Kollegen von damals jetzt medial hybrid oder konvergent auftreten müssen. Internet halt. Und sich gegen die Antietatisten der Privatradios behaupten müssen, die fordern, dass sich die SRG, SRF aus dem regionalen Journalismus raushalten sollen.
Hoffentlich werden sie das nicht müssen, auf keinen Fall. In Zeiten, in denen Grossverlage aus Zürich und dem Aargau den regionalen Journalismus beherrschen, ist das Regi Basel aus dem Elfenbeinturm auf dem Bruderholz und bald schon aus dem Was-auch-immer-Turm im Gundeli notwendiger denn immer.
40 Jahre Regionaljournal. Ich gratuliere.
super Artikel, man wird richtig nostalgisch, weiter so
Walter P. von Wartburg
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